Adelino Massuviera aus Suhl

Was hat Sie damals bewogen in die DDR zu kommen und wie wurde das
ermöglicht?

Ich kam in die DDR, weil ich in der Schule davon erfahren hatte, dass junge Leute gesucht wurden, die hier studieren wollten. Wer es wollte sollte sich beim  mosambikanischen Arbeitsministerium einschreiben und das tat ich. So kam ich in die DDR.


Wo haben Sie gelebt?

In Mosambik habe ich bei meinem Onkel in der Stadt gelebt und ging dort auch zur Schule in die 9. Klasse.

 

Was waren Ihre ersten Eindrücke?

Während der Vorbereitung lernte ich schon in Mosambik die deutsche Sprache. Zunächst war ich davon überzeugt, dass ich zum Studieren nach Deutschland kommen sollte. Jedoch waren einige der Vorbereitungen in Maputo so ausgerichtet, als ob wir in die Armee mussten, es war quasi eine paramilitärische Ausbildung. Einziger Unterschied war, dass wir nicht an der Waffe ausgebildet wurden, zum Glück.

 

Was war Ihr Fachgebiet, welche Qualifikation haben Sie dort erworben?

Zunächst arbeitete ich als Sprachvermittler für meine Landsleute, wofür ich die deutsche Sprache schon in Mosambik gelernt hatte. Nach ca. 3 Jahren Arbeit als Dolmetscher begann ich mit der Ausbildung zum Landmaschinenschlosser, welche ich mit sehr guten Ergebnissen abschloss.

 

An welche Menschen können Sie sich noch gut erinnern?

Ich erinnere mich in erster Linie an unserer Sprachlehrerinnen in Mosambik. Es waren Ehefrauen von DDR Spezialisten, die in verschiedenen Bereichen vom DDR-Entwicklungsdienst in Mosambik arbeiteten.

 

 Was war anderes als Sie es sich vorgestellt haben?

Wie anfangs gesagt, ich hoffte dass wir in Deutschland studieren würden. Dann war es mir kurz nach unserer Einreise klar, dass nichts mit dem Studium zu tun hatte. Das spitzte sich zu, als wir ein Teil von unserem Arbeitslohn nach Mosambik abführen mussten, das waren 60% vom Nettogehalt. Angeblich sollte das Geld als unsere Altersvorsorge nach der Rückkehr in Mosambik bestimmt sein. Noch heute gibt es Proteste um dieses Geld, denn der mosambikanische Staat wollte oder will es nicht auszahlen.

Für den Schulunterricht wir zum Thema Vertragsarbeiter in der DDR ein domino-Film angeboten, in dem Sergio Clemente Taero, ehemaliger Vertragsarbeiter, über das Verhältnis zwischen Ausländern und DDR-Bürgern berichtet und wie sich für ihn Lebensbedingungen gestalteten.

 

 hier ->    Fremde auf Zeit – Vertragsarbeiter in der DDR

 

Länge: 10:47 min

Ein ehemaliger Vertragsarbeiter aus Mosambik erzählt, warum er zweimal in die DDR gekommen ist, unter welchen Bedingungen er dort gelebt und gearbeitet hat. Anhand einer aktuellen Straßenumfrage wird gezeigt, was DDR-Bürger vor 1989 über Ausländer wussten und dachten.

Ein Originalbeitrag aus dem DDR-Fernsehen veranschaulicht die einseitige zensierte Berichterstattung in den DDR-Medien. Außerdem wird der Kontrast zwischen der offiziell propagierten Solidarität und der wirtschaftlich motivierten Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern thematisiert.

Der Film zeigt, dass die Ausländer in der DDR Fremde blieben, eine Integration nicht vorgesehen war und Konflikte nicht thematisiert wurden.