Das gesellschaftliche Klima in der DDR vor und nach der Wende

Das gesellschaftliche Klima in Bezug auf Ausländer war kein einheitliches, wie die DDR-Führung es gern gesehen hätte. Einerseits gab es die staatliche Prägung durch die Parteipropaganda, das Bildungswesen und die Massenmedien mit den Parolen vom proletarischen Internationalismus. Andererseits gab es auch eine zwar abstrakte aber mit echten Gefühlen verbundene Solitarität zum Beispiel mit Vietnam, mit Allendes Chile, mit Grenada und den Befreiungsbewegungen in der Zweidrittelwelt bis hin zu den gelebten, privaten Verbindungen zu Ausländern, seien es Familienangehörige, Reisebekanntschaften oder Brieffreundschaften.

 

Das ambivalente Verhältnis und die Beziehungen zwischen den ins Land geholten oder gekommenen Ausländern und den deutschen Arbeitskollegen, Ortsteilbewohnern - kurz den DDR-Bürgern versuchten die "Anregungen zu solidarischem Leben mit Ausländern in der DDR", verfasst von der Arbeitsgruppe 4 der Ökumenischen Versammlung für Frieden Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, zu erklären.    

Gegenüberstellung: IHRE SORGEN - unsere sorgen->

Dem braunen Ungeist keine Chance lassen
Nachdenken über Neofaschismus in der DDR / Offene Grenzen fordern zu offener Auseinandersetzung heraus
Zeitschrift Freitag Nr. 283 vom 1.Dezemb[...]
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Auszug aus der DDR Schulzeitschrift:
AUSLÄNDER - Verabscheute Fremde oder vielfarbige Freunde
Elternhaus und Schule Januar 1990.pdf
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Ein Fall, der uns damals sehr bewegte und uns auch noch heute traurig macht.

Rassismus tötet

Der Mord an Antonio Amadeu - Eberswalde 1990

Der 28jährige Antonio Amadeu Kiowa war das erste Todesopfer der rassistischen Übergriffe nach der Wiedervereinigung. In der Nacht vom 24. zum 25. November 1990 wurden er und einige seiner Arbeitskollegen vor einer Diskothek in Eberswalde von einer Gruppe Skinheads, Neonazis und deren Anhängerschaft überfallen. Sie prügelten so lange auf Amadeu ein, bis er bewußtlos am Boden lag. Am 6. Dezember 1990 starb er im Krankenhaus, ohne das Bewußtsein je wiedererlangt zu haben.

1987 war Amadeu aus Angola in die DDR gekommen. Er arbeitete im Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde. Zu DDR-Zeiten wohnten in Eberswalde über
800 ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ende 1990 waren es noch 100. Doch wer nicht mit einer deutschen Frau verheiratet oderfestliiert war, verließnach dem Überfall so schnell wie möglich diese Stadt. Im Sommer 1991 lebten nur noch 15 Angolaner und Mosambiquaner in Eberswalde.

Am 9. Januar 1991 gebar seine Freundin Gabriele den gemeinsamen Sohn und gab ihm den Namen seines Vaters.

Wer die Prozeßberichte verfolgte oder selbst im Gerichtssaal in Frankfurt/Oder saß, dem bot sich so manche Un­geheuerlichkeit. Ein deutscher Jugendlicher erschien im Zeugenstand mit Hakenkreuzemblem - der Richter mußte die Jacke sicherstellen lassen. "Neger aufklatschen" war angesagt, aber erinnern wollte sich so recht niemand mehr. Einem ausländischen Zeugen wurde kein Dol­metscher gewährt. Sicher konnte er sich auf deutsch verständigen, aber wer beherrscht schon ohne weiteres die deutsche Amtssprache. Darüber hinaus stellte diese Gerichtsverhandlung für die ausländischen Zeugen eine enorme emotionale Belastung dar.

Während des Prozesses stellte sich heraus, daß Polizisten den Überfall beobachtet, aber nicht eingegriffen haben.
Im März 1992 wurde Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge wegen unterlassener Hilfeleistung eingereicht. Die 5. Große Strafkammer des Landgerichtes Frankfurt/Oder lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens ab. Die Staatsanwaltschaft ging in Berufung.

Am 14. September 1992 verurteilte das Gericht fünf Täter zu Jugendstrafen in Höhe von zwei bis vier Jahren. Eine zweijährige Strafe wegen Landfriedensbruch in Tateinheit mit Körperverletzung wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Der 22jährige Kay-Nando B. erhielt im Mai 1993 wegen schweren Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung eine Jugendstrafe von vier Jahren und sechs Monaten unter Einbeziehung einer noch offenen Haftstrafe. Die Urteile sind rechts kräftig.

Interview mit Andreas B.
Aus einer Recherche zum Beitrag über den Tod von Antonio Amadeu; gesendet von Antenne Brandenburg am 14. 07. 1991:

Frage:

Wenn ich dich richtig verstanden habe, warst du damals im November bei dem Vorfall, der schlußendlich mit dem Tod von Amadeu Antonio endete, nicht zugegen; was hast du denn erfahren?

A.B.: Ich habe erfahren, wie sie alle erzählen, daß sie den Jungen totgeschlagen haben.

Frage: D. h., du weißt, wer das war?

A.B.:   Ich weiß, wer das war, aber Namen gibt es von mir nicht ...

1998 wurde zu Antonios Angedenken die Amadeu Antonio Stiftung gegründet.

 

http://www.amadeu-antonio-stiftung.de

Neonazis in der DDR - ein verschwiegenes Problem

Im August 1989 trafen sich rund einhundert Skinheads am Alexanderplatz in Berlin. Sie betranken sich an einem Selbstbedienungslokal, pöbelten Passanten an und zerschlugen das Mobiliar. Auch als sie "Hitlers Leibstandarte lebt" riefen, schritten herumstehende Volkspolizisten nicht ein. Ein Bericht der MDR-Sendung FAKT ->