Fachkräfteprogramme (FKP) für ehemalige Kontraktarbeiter aus Mosambik, Angola und Vietnam

Klaus Dünnhaupt (schrieb 1993)

Jose ist im Herbst 1988 in die DDR gekommen. Bei der Anwerbung in Maputo, der Hauptstadt Mosam­biks, hat man ihm gesagt, er würde dort arbeiten können und gleichzei­tig eine Berufsausbildung erhalten. Auf dem Flughafen in Schönefeld wurde ein Teil der Gruppe ins Braunkohlenkombinat geschickt. Er kam ins Fleischkombinat nach D. Dort hat er gelernt, wie man am laufenden Band toten Schweinen Schwänze und Ohren abschneidet. Im Sommer 1990 war klar, dass seine Vertragszeit nicht eingehalten wird und durch den Betrieb vorzeitig be­endet werden muss. Seine Zukunfts­alternativen sind - mit 3000 DM Handgeld sofort nach Hause oder sich bis zum Ende des erlaubten Aufenthalts selbst einen Job suchen und durchhalten.

 

Dieses Beispiel beschreibt in etwa die Situation, wie sie sich für etwa 75.000 sogenannte Vertragsarbeitneh­mer aus Mosambik, Vietnam und ande­ren Ländern darstellte im Jahr der Wie­dervereinigung - verkürzt gesagt: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen."

Neben der sogenannten „3000-Mark-Regelung" gab es seitens der Bundesregierung nur die Bemühungen des BMZ, für die Betroffenen ein Fach­kräfteprogramm zu installieren. Klar war von Anfang an, dass nur eine kleine Zahl von Teilnehmern realisierbar ist (geplant waren ca. 500), auch nicht alle die Zugangsvoraussetzungen erfüllen können und nach dem Willen des BMZ hauptsächlich in den Heimat­ländern Ausbildungsprogramme und Kreditmöglichkeiten geschaffen wer­den sollten. Im Sommer 1991 hat der Bundestag in seinem Nachtragshaus­halt etwa 13 Mill. DM zusätzliche Mittel für 1991 und vier Folgejahre beschlossen (2,7 Millionen DM in Deutschland für 1991 und den anderen Teil in den Hei­matländern).

Der Wunsch vieler Betroffener war aber die Fortsetzung ihres Aufenthalts in Deutschland, der durch die soge­nannten Maßnahmen in keiner Weise unterstützt wurde.

Die Teilnahme an den Fachkräfteprogrammen ist an eine Rückkehrver­pflichtung nach Abschluss der Ausbil­dung geknüpft. Viele haben (vor allem unter dem innenpolitischen Blickwin­kel) diese Reintegrationsprogramme als Rückführungsprogramme oder Abschiebeprogramme gesehen. Fach­kräfteprogramme aber sind von ihrem Ansatz und ihrer Wirkungsweise her entwicklungspolitische Instrumenta­rien und nicht geeignet, Ausländerprobleme in Deutschland zu lösen. Um so fataler wird die Situation, wenn ein deutsches Gericht das Zusatzprotokoll zum „Abkommen über die Reintegrationsmassnahmen in Vietnam" benutzt, um einen Abschiebestopp von Vietna­mesen in Deutschland aufzuheben, wie unlängst geschehen.

insgesamt haben wir eine heftige Diskussion und eine Vielzahl von Bewertungen erlebt, in denen deutlich wurde, dass viele etwas suchten, was in diesen Programmen ihrer Meinung nach enthalten sein sollte oder nicht enthalten sein sollte, Über den ent­wicklungspolitischen Ansatz, unter dem wir als Durchführungsorganisation angetreten sind, wollte eigentlich kaum einer mit uns reden. Und ob der richtig war oder nicht, wird sich letztendlich nicht in Deutschland entscheiden.

Das BMZ hat im Spätsommer be­schlossen, die zusätzlichen Reintegrations-massnahmen für Mosambikaner, An­golaner und Vietnamesen in Deutsch­land ganz einzustellen, Die noch vor­handenen Bewerber sollen in ihre Hei­matländer zurückkehren und sich dort in den anlaufenden Maßnahmen be­werben. So ist denn also dieses Pro­blem gelöst!

Die Bilanz in Zahlen: Beworben haben sich etwa 400 Mosambikaner, 30 Angolaner und etwa 500 Vietname­sen. Eine Ausbildung haben 123 Mosambikanerinnen und Angolanerinnen erhalten. Kein Vietnamese hat am Pro­gramm teilgenommen - die 100 viet­namesischen Bewerber, die im Mai/ Juni mit ihren Ausbildungen beginnen wollten, sind seitens des zuständigen Referats des BMZ nicht mehr akzep­tiert worden. Von den Absolventen (die letzten Ausbildungsgänge enden im April 1993) sind bis jetzt etwa     85 % in ihre Heimat zurückgekehrt.

Wir hoffen, dass sich in einem Land wie Deutschland auch weiterhin Men­schen damit beschäftigen, Menschen bei dem Wunsch zu unterstützen, aus welchen Gründen auch immer, hierzu leben - und sich Menschen finden, die sie dabei unterstützen, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, in ihre Heimat zurück­kehren wollen.

 

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