"Proletarischer Internationalismus" und Fremdenfeindlichkeit

Zum Thema "Historische Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in den neuen Bundesländern"vertraten im Jahr 2000 Autoren wie Jan C. Behrends, Dennis Kuck und Patrice G. Poutrus die Auffassung: "Im Gegensatz zur Bundesrepublik gab es in der DDR keine öffentliche Entwertung nationalistischer Weltanschauungen - die deutsche Nation blieb ein zentraler mentaler Bezugspunkt für Regime und Bevölkerung. Die sozialistische Nation wird dabei tendenziell als geschlossene Gesellschaft imaginiert, zu deren Ressourcen 'Fremde' ('Klassenfeinde' oder Ausländer) keinen Zugang haben sollten."

In ihren Thesen, veröffentlicht 2000 im Zentrum für Zeithistorische Forschungen in Potsdam, hieß es:

"Im letzten Jahrzehnt ihrer Existenz erlebte die DDR dann eine Renaissance jener preußischen Traditionen und Tugenden, welche die deutsche Arbeiterbewegung in ihrer Entstehungsphase einst bitter bekämpft hatte.... Dass in diesem ideologischen Klima Vorurteile gegen "Fremde" - Ausländer oder auch nur Andersdenkende - blühten, ergibt sich nahezu von selbst."

Die Bundeszentrale für Politische Bildung veröffentliche im Band 39 aus dem Jahr 2000 die Arbeit von Patrice G. Poutrus / Jan C. Behrends / Dennis Kuck

 

Die Potsdamer Autoren weisen zudem darauf hin, dass es so etwas wie "normale" Ausländer in der DDR nicht gab. Ohne Einladung und Visum konnte man das Land nicht betreten. Die Bevölkerung hatte also so gut wie keinen Kontakt mit Menschen anderer Länder und Kulturen.

 

Für Funktionsträger in gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Einrichtung gab es sogar eine Kontaktsperre zu Menschen aus dem Ausland. Das betraf ab 1968 auch private Kontakte zu Unterstützern des Prager Frühlings in der CSSR, zur "Solidarnoc"-Bewegung in Polen und zu Dissidenten, wo immer sie auch herkamen. Nur eine kleine Gruppe auserwählter Kader durfte überhaupt offiziell ins westliche Ausland, z.B. zu Messen und Tagungen fahren, um darüber den Vorgesetzen Bericht zu erstatten. Regimegegner im "Häftlingsfreikauf" und Rentner durtften offiziell ausreisen und später auch Familien mit Ausreiseantrag, die den mühsamen Weg der Schikane erduldet hatten.

Ausländer waren aber auch für manche Kritiker der DDR-Verhältnisse suspekt. Die  speziell ausgesuchten standen ja der DDR-Führung nahe und waren von deren Wohl und Wehe abhängig.